2009 wurden einige Banken neu gegründet (Fidor, noa bank), andere kamen neu auf den deutschen Markt (Triodos). Zu einem ähnlichen “Run” bei Banken-Neustarts kam es zuletzt Mitte der 90er Jahre, als viele Direktbanken und Discountbroker starteten. Den Neulingen ist eines gemeinsam: “Ethik, Nachhaltigkeit, Transparenz” als Banking-Konzept. Finanzexpertin Anette Rehm von Geld-Magazin.de beleuchtet den Trend und vergleicht die Anbieter.

Bisher waren die “Platzhirsche” die GLS (Direktbank und Filialen), sowie die Direktbanken Umweltbank und EthikBank. Alle drei punkteten bei Bankkunden mit dem Konzept Nachhaltigkeit. Dabei hatten und haben sie unterschiedlichen Schwerpunkte. Die Umweltbank geht mehr in Richtung Ökologie, “grün”, die EthikBank legt größten Wert auf – wie der Name schon sagt – ethische Grundsätze; GLS (in der die Ökobank aufging) und Ethikbank legen beide großen Wert auf Transparenz.

Lieber den Spatz…

In den Monaten seit Ausbrechen der Finanzkrise bekamen diese drei Banken einen guten Kundenzuwachs – viele Kunden hatten die Nase voll von “zockenden Bankern”, unverständlichen Bankprodukten und Beratung am Kundenbedarf vorbei. Auch die Sparkassen und Volksbanken / Raiffeisenkassen profitierten von diesem Trend. “Lieber den Spatz in der Hand, als die Taube an der Wall Street” dachten sich wohl viele enttäuschte Kunden.

Die die vielen Neugründungen regen zum Überlegen an. Ist die Zeit reif für social banking? Wird dieser Trend zur Nachhaltigkeit und Transparenz bei Kreditinstituten anhalten, und langfristig eine Neuordnung des Bankenmarktes bewirken? So wie die damals belächelten Direktbanken und Discountbroker, die eine Lawine ins Rollen brachten.

Nur zwei als Hausbank für Privatkunden

Nur zwei dieser Institute, EthikBank und GLS, bieten das volle Sortiment, von Girokonto über Geldanlagen zu Darlehen und Baufinanzierung. Die anderen beschränken sich auf hauptsächlich Tagesgeld, und einige andere ausgewählte “Rosinen”. Damit kommen sie aber maximal als zusätzliche Bankverbindung in Betracht. Der Kunde, der social banking unterstützen will, muss wohl oder übel noch eine andere Bank, schon allein für sein Girokonto, wählen (siehe Übersicht).

Kundenzustrom überschaubar

Triodos gibt es seit 1980. In knapp dreißig Jahren haben sie eine Kundenzahl von 200.000 Kunden, in 4 europäischen Ländern aufgebaut. Die GLS hat über 70.000 Kunden, die EthikBank, gegründet 2002, runde 8.500. Zum Vergleich: Die ING DiBa hat über 700.000 Kunden.

Die Neugründung Fidor Bank tut sich schwer am deutschen Markt. Seit Sommer 2009 bietet sie ein Tagesgeld mit gut über Marktdurchschnitt liegendem Zins an – das “Schnell Zugreifen, Kontingent nur 10 Mio. Euro” steht aber immer noch auf der Website. Also scheint der Kundenzuspruch trotz der sehr guten Kondition nicht überwältigend zu sein.

Nachhaltige Banken stürmen auf den deutschen Markt. (Foto: djd/www.geld-magazin.de)

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Woran liegt es? War bisher die Zeit noch nicht reif für ethisches, transparentes und nachhaltiges Banking? Im größeren Stil, sodass auch die bisherigen Anbieter – vielleicht sogar explosionsartig – wachsen? Oder setzt der deutsche Bankkunde zwar durchaus auf Transparenz, aber eben auch auf den Mix aus Vertrautem und akzeptablen Konditionen? Hier liegt die große Chance von Sparkassen und Volksbanken – der Vertrauensvorschuss ist (wieder) da, die ordentlichen Produkte auch. Jetzt müssten sie nur noch zuhören, was der Kunde möchte, und schon wären sie die Gewinner.
Echte Neulinge wie noa bank und Fidor Bank (auch bekannt unter Ficoba) dürften es schwer am Markt haben. Denn anders als bei den Discountbrokern, die auf ein quantitatives Bedürfnis stießen (hohe Gebühren im Wertpapierhandel), möchten die Banken mit ethischem Anspruch einen qualitativen Bedarf erfüllen. Dazu braucht es Glaubwürdigkeit. Hier wären die vorhandenen Banken im Vorteil – diese Glaubwürdigkeit haben sich EthikBank, GLS und Co. bereits erarbeitet.