Philipp Neumann sitzt zwischen Sichtschutzwänden an einem weißen Schreibtisch im Bürostuhl und bastelt an einer Internetseite. Nichts in seiner direkten Umgebung deutet darauf hin, dass er nicht in Deutschland, sondern in China ist. Der 20-Jährige aus Langenau hat eine Praktikumsstelle in Peking und arbeitet für die chinesische Regierung. Zusammen mit seinen Kollegen gestaltet er den offiziellen Webauftritt für Ausländer namens www.ebeijing.gov.cn, hilft beim Design, fotografiert und schreibt Texte.

Erfüllung eines Traums

Zu dem Praktikum kam er über die Bonner Jugendaustauschorganisation Stepin. Mit deren Hilfe konnte er sich seinen größten Wunsch erfüllen. “So was auf eigene Faust zu organisieren, ist unheimlich kompliziert”, meint Philipp. Seit er denken kann, ist er von Asien fasziniert: erst der chinesische Staatszirkus, dann die Kung-Fu-Bücher und schließlich das Interesse für den Buddhismus. Jetzt sitzt er in seinem Traum. Seine Erfahrung? “Das Leben ist extrem schnell. Und es gibt so viel zu entdecken und zu tun.” Oft verbringt er 20 Stunden im Büro. Aber er tut es gerne, denn er sieht sich als Ohr und Auge in die Welt. Auf diese ausländische Sicht der Dinge legen seine Arbeitgeber auch Wert. Trotzdem wird nicht alles, was er für seine Rubrik “Beijing mit den Augen eines Ausländers gesehen” schreibt, veröffentlicht. Manches, wie zum Beispiel seine Beschreibung der chinesischen Toiletten – ein einfaches Loch im Boden ohne Papier und Wasser – ist der Regierung doch zu kritisch. Philipp nimmt´s gelassen, ganz nach der Tradition des Landes, denn die Chinesen akzeptieren schon seit Jahrhunderten die Entscheidungen der Regierung, ohne zu tadeln.

Tief eintauchen ins chinesische Leben

Auch in seiner Freizeit hat sich Philipp Neumann schon angepasst. Er lebt nicht das abgeschottete Leben vieler Geschäftsleute, sondern spielt Theater und hat sogar eine chinesische Freundin: Amber. Mit ihr möchte er nach seinem Praktikum nach Tibet und ein gemeinsames Film- und Fotoprojekt machen. Danach will Philipp studieren, natürlich Chinesisch.

Ab nach China

Stepin vermittelt in China Praktika, Freiwilligenarbeit, Sprachkurse und “Teach & Travel” (Englisch unterrichten). Zwischen vier Wochen und einem halben Jahr kann man so das Land kennenlernen. Die Voraussetzungen sind unterschiedlich, meist muss man mindestens 18 Jahre alt sein, gut Englisch sprechen und natürlich Interesse an der chinesischen Kultur haben. Kostenpunkt für die Teilnehmer: zwischen 550 und 2.815 Euro ohne Flug. Mehr Informationen gibt es im Internet unter www.stepin.de, bei den deutschlandweiten Informationsveranstaltungen oder telefonisch unter 0228-95695-0.